Anfang der 30-er Jahre beschäftigten die Bahnmeisterei und der Bahnhof Furth im Wald einige sportinteressierte Mitarbeiter; insbesondere das Wandern war ihre große Leidenschaft. Des Öfteren führten ihre Ausflüge über Gibacht und Voithenberg zum Dachsriegel. Die herrlich Aussicht vom Dachsriegel in die Further Senke, zum Hohen Bogen und in den Lamer Winkel faszinierte die Wandergemeinschaft immer wieder. Es reifte der Gedanke, hier am Dachsriegel eine bescheidene Hütte zu errichten.
Für diese Idee konnten die jungen Männer ihren Bahnmeister, Herrn Hans Lang, begeistern. Doch bald stellten sie fest, dass ihre bescheidenen Mittel für ein solches Vorhaben nicht ausreichten.
Daher sollte der im Jahre 1932 gegründete "Eisenbahnsportverein Cham/Furth im Wald" die Federführung übernehmen. In dem Sportdezernenten der Reichsbahndirektion Regensburg fanden die Further einen hervorragenden Mitstreiter. Die Direktion erwarb 1936 von dem Grabitzer Bürger Max Kolbeck eines der schönsten Plätzchen am 828 Meter hohen Dachsriegel. Mit Elan gingen die Eisenbahner daran, eine Berghütte zu errichten. Der Grundriss von 8,00 x 7,86 Meter übertraf ihre ursprünglichen Erwartungen. Auf felsigem Grund wurde aus Natursteinen ein Fundament errichtet. Die Steine für das Fundament und den Kellerbau waren in der unmittelbaren Umgebung zu finden. Das übrige Material musste mit Handwagen von Furth im Wald über Waldweg und Wandersteig zur Baustelle gebracht werden. Hier waren auch eifrig die Frauen bei der Sache. Mit Kanthölzern und doppelter Verschalung wurde die Hütte aufgebaut. Als Isolierung diente Torfmull zwischen der Verschalung. Im Untergeschoss entstanden Vorraum mit Treppenhaus, zwei Aufenthaltsräume und die Küche; im Obergeschoss zwei große und ein kleiner Schlafraum. Ein Windrad auf der Anhöhe des Dachsriegels sorgte in den den ersten Jahren für die Beleuchtung der Hütte. Ungefähr 50 Meter oberhalb der Hütte bauten damals die Eisenbahner einen hölzernen Turm von zirka acht Meter Höhe mit einer darauf gesetzten Eisenkonstruktion für ein Windrad zur Stromgewinnung. Unterhalb des Turms stand ein Maschinenraum mit einer sechs PS starken Lichtmaschine und einem Nickel Akku Stromspeicher von 110 Volt. Mit dieser Anlage versorgte man die Dachsriegelhütte mit Strom. Dieses Bauwerk hielt allerdings den Stürmen auf dem Dachsriegel nur einige Jahre stand. Zweimal wurde die Anlage durch die Stürme schwer beschädigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg durfte ein Landwirt aus Rappendorf die Anlage abbauen. Die Hütte erhielt vorübergehend eine Petroleumbeleuchtung. Aus Sicherheitsgründen wurde die Hüttenbeleuchtung auf Gas umgestellt.
Glücklicherweise gab es für die Hütte in der Nähe genügend Wasser. Die Hüttenbauer konnten ein Stück Grund erwerben und hier eine Quelle zur Trinkwasserversorgung der Hütte fassen. Das Trinkwasser musste von dieser nahe gelegenen Quelle herangetragen werden. Mit viel Mühe und Idealismus hatten die Further Eisenbahner ihr "Juwel" errichtet.
Die Dachsriegelhütte wurde am 20. Dezember 1936 feierlich eingeweiht und dem inzwischen neu gegründeten "Reichsbahn- Turn- und Sportverein Furth im Wald" mit seiner Außenabteilung in Cham zur Verwaltung übergeben. Aus politischen Gründen wurde der Eisenbahn-Sportverein Furth im Wald am 15. Mai 1938 an das Reichsbahn-Kameradschaftswerk in Schwandorf angeschlossen. Die Dachsriegelhütte sollte jetzt im Interesse der Direktion Regensburg vom Reichsbahn-Kameradschaftswerk Schwandorf verwaltet werden. Dies war aber in keinem Fall im Sinne der Erbauer. In zähen Verhandlungen konnten die Further Eisenbahner der Direktion Regensburg einen Verwaltungsvertrag für die Dachsriegelhütte abringen. Mit viel Glück blieb die Hüttenverwaltung in Furth Wald.
Nach dem Krieg, im Jahre 1946, durften die alten Eisenbahner-Sportvereine der Direktion Regensburg wieder aktiv werden. Auf Weisung der amerikanischen Militärverwaltung musste sich jetzt der Verein "Eisenbahnersportverein-Spielvereinigung Furth im Wald/Cham" nennen. Schon lange wollten sich die Chamer Eisenbahner von Furth im Wald trennen. Sie strebten einen eigenen Sportverein an. Am 19. Januar 1951 war es soweit. Die Chamer Eisenbahner gründeten ihren selbstständigen Verein. Aus diesem Anlass musste die Direktion Regensburg eine neue Regelung für die gemeinsame Verwaltung der Dachsriegelhütte aufstellen. Mit der Verwaltung der Hütte beauftragte die Direktion den Eisenbahner-Sportverein Furth im Wald. Der Verein hatte nach den neuen Bestimmungen einen finanziell selbstständigen Hüttenausschuss von sieben Mitgliedern zu bestellen. Der Hüttenausschuss musste jährlich gewählt werden. Der 1. Vorsitzende des ESV Furth im Wald fungierte als ständiges Mitglied. Vier weitere Mitglieder stellte der ESV Furth im Wald und zwei Mitglieder kamen vom ESV Cham. Der Hüttenausschuss musste dem Sportdezernenten der Direktion schriftlich bekanntgegeben werden. Die Hütte war eine finanziell selbstständige Abteilung im ESV Furth im Wald und unterlag den Rechnungsrevisoren der Direktion Regensburg.
Der Hüttenausschuss hatte für die Dachsriegelhütte eine Hüttenordnung aufzustellen und auszuhängen.
Zwanzig Personen konnten auf den Matratzenlagern Platz finden.
Die Übernachtungsgebühren betrugen im Jahre 1951: Für Angehörige der DB und ihre Familienmitglieder je Nach -,50 DM, für deren Kinder von vier bis zehn Jahren -,25 DM, für Betriebsfremde 1,00 DM, für deren Kinder von vier bis zehn Jahren -,50 DM. Kinder unter vier Jahren durften kostenlos übernachten.
Die Dachsriegelhütte war nach dem Krieg ein beliebtes Ausflugsziel, so dass sie von 1948 bis 1952 bewirtschaftet wurde. Mina Gubisch als Wirtin erfreute ihre Gäste mit Zitherspiel.
Bis in das Jahr 1970 verwalteten Further und Chamer Eisenbahner die Dachsriegelhütte gemeinsam. Im Jahr 1970 zog überraschend der ESV Cham seine Hüttenausschussmitglieder zurück und trat alle Rechte an den ESV Furth im Wald ab. Der ESV Furth im Wald ist ab diesem Zeitpunkt alleiniger Verwalter der Dachsriegelhütte.
In den 70-er Jahren fungierte der Personalbeamte des Bahnhofs Furth im Wald, Vinzenz Hastreiter, als ESV- und Hüttenausschussvorsitzender. Unter seine Regie gab es umfassende Veränderungen an und bei der Hütte.
Anfang der siebziger Jahre, mit dem Bau der Panoramastraße von Furth im Wald nach Waldmünchen über den Dachsriegel, bekam die Dachsriegelhütte eine bessere Anbindung. Die Hütte war jetzt, von der Panoramastraße aus, in fünf Minuten zu erreichen und leichter zu versorgen. Dieser Straßenbau beeinträchtigte aber die Wasserschüttung der Hüttenquelle. Zwei Wünschelrutengänger fanden in unmittelbarer Nähe der Hütte eine Wasserader. Wegen der geringeren Wassermenge der Quelle sprengten hier die Straßenarbeiter erfolgreich einen zehn Meter tiefen Brunnen in das Gestein.
Im Jahre 1975 begann die NATO mit dem Aufbau einer Radarstation zur Tieffliegerüberwachung entlang der Staatsgrenze. Als einer der Standrorte wurde der Dachsriegel ausgewählt, von dem man die ganze Further Senke überwachen konnte. Im Jahre 1977 begann die Bundeswehr ihre militärische Anlage zwischen der Panoramastraße und der Dachsriegelhütte zu errichten. Der vorhandene Waldweg wurde von der Kuppe der Panoramastraße bis zur Bundeswehranlage (zirka 300 Meter) zu einer befestigten Straße ausgebaut. Entlang des Sicherheitszaunes entstand ein neuer öffentlicher Waldweg zur Dachsriegelhütte.
Die Bundeswehreinrichtung am Dachsriegel benötigte für ihren Betrieb einen Wasser-, Strom- und Telefonanschluss. Dieser Umstand war der Dachsriegelhütte von Nutzen. Die Trinkwasserquelle der Dachsriegelhütte wurde an die Bundeswehr mit der Auflage verkauft, dass die Hütte aus der Bundeswehr-Zisterne mitversorgt wird. Auch Strom und Telefon durfte bei der Bundeswehr angeschlossen werden. Mit vereinten Kräften machten sich die Eisenbahner daran, die notwendigen Leitungen zur Hütte zu verlegen. Mit den neuen Anschlüssen wurde ein sanitärer Trakt angebaut und die Hütte renoviert. Nach der Installation war die Hütte bestens versorgt. Es gibt Strom und Telefon sowie fließend Kalt- und Warmwasser in Küche und Waschräumen. Die Hütte ist für Selbstversorger komplett eingerichtet. Zwölf Personen finden in den beiden Schlafräumen bequem Platz.
Die Übernachtungsgebühren betragen im Jahre 2009:
Für Angehörige der Bahn AG und ihre Familienmitglieder je Nacht 3,00 Euro.
Für Nichteisenbahner aber ESV-Mitglieder 5,00 Euro.
Für Betriebsfremde 8,00 Euro.
Kinder von vier bis zehn Jahren zahlen jeweils die Hälfte.
Zusätzlich fallen Strom-, Heizungs- und Reinigungskosten an.
Im Jahre 1992 erlebte der Eisenbahn-Sportverein eine Überraschung. Die Hütte, die zum Bundeseisenbahnvermögen gehörte, wurde an die Erbauer, den ESV Furth im Wald übergeben. Im Jahre 2005 kann der ESV Furth im Wald auch das dazugehörige Grundstück von 2350 Quadratmeter kostengünstig von der Bahn AG erwerben. Dazu muss sich der ESV Furth im Wald ins Vereinsregister aufnehmen lassen.
Die Dachsriegelhütte ist im besten Zustand und dient vor allem den Eisenbahnern aus nah und fern zur Erholung. Die Hütte kann auf Wanderwegen von Furth im Wald in etwa zwei Stunden erreicht werden. Die Anfahrt mit dem Pkw ist über die Panoramastraße bequem möglich. Ein Aufenthalt in der Dachsriegelhütte, in 828 Meter Höhe, wird vielen in guter Erinnerung bleiben.
(Ein herzliches Dankeschön an Robert Kohl für die Genehmigung zum Abdruck dieses Beitrages, der im Jahrbuch 12 des Historischen Vereins Furth im Wald und Umgebung zum Kathreinstag im Jahr 2006 erschienen ist).
Übrigens: Gebucht werden kann die Dachsriegelhütte bei Franz Plattetschläger, 93437 Furth im Wald, Ulmenweg 15, Tel. 09973/2713, E-Mail: franz.plattetschlaeger@t-online.
93449 Waldmünchen, Lengau 16
Telefon: 09972/3174
Mobil: 0170/2150475
E-Mail: k.reitmeier@t-online.de