Die Gebäude am Cerchov

Ein großes Dankeschön an den Leiter der Städtischen Wälder Domazlice, Forstdirektor Jan Benda, der mich durch die Gebäude am Cerchov geführt hat. Verwehrt blieb uns allerdings der Militärturm und das langgestreckte Gebäude links am Eingang des Cerchov-Areals, in dem sich früher das Casino für die Offiziere befand.

Dieses Gebäude und der Militärturm, der durch seine Größe den Kurz-Turm in den Schatten stellt, befinden sich noch im Eigentum des Militärs.

Das Gebäude, in dem sich das Bistro befindet und in dem die Amateurfunker ihre Herberge haben, ist Eigentum der Gemeinde Klenci pod Cerchovem.

Alle übrigen Gebäude befinden sich im Besitz der Stadt Domazlice, wobei der steinerne Aussichtsturm (Kurz-Turm) sich im Eigentum des Touristikclubs Domazlice befindet.

Der Zahn der Zeit nagt sehr an den Gebäuden, die wohl viel erzählen könnten. Die Gebäude bieten einen unschönen Anblick, denn viele Fensterscheiben sind kaputt, die Eternit-Verkleidung und auch die Mauern bröckeln ab. Die Blechdächer rosten und die Nässe, die in die Räume eindringt, werden dafür sorgen, dass die Gebäude früher oder später ganz dem Verfall preisgegeben sind und wohl abgerissen werden müssen. Der Verputz bröckelt bereits überall ab. Das Mobilar wurde nach dem Abzug des Militärs abtransportiert. Zum Großteil wurden auch die Versorgungsleitungen herausgerissen.

Noch in einem guten Zustand befindet sich ein Gymnastikraum, in dem sich auch ein großes Gemälde befindet, scheinbar gefertigt von einem künstlerisch veranlagten Soldaten. Auch die Küche ist noch in Ordnung.

Dort wo sich früher die großen Öltanks befanden und die Heizung installiert ist (die natürlich längst nicht mehr funktioniert), könnte sich eine tickende Zeitbombe entwickeln. Zunächst war mit Kohle geheizt worden, später stieg man auf Öl um.

Das Militär ist im Jahre 1993 vom Cerchov abgezogen. In einem Raum befindet sich noch eine große Landkarte. Die B 52-Bomber sollen während des Kalten Kriegs provokativ immer bis kurz vor die Grenze geflogen sein. Sie wurden dabei erfasst vom tschechischen Radarsystem "Tamara", das als das beste Radarsystem der Welt galt. Auf Karten im Maßstab von 1:200000 und 1:100000 sind zum Teil noch die Flugrouten eingezeichnet. Die B 52-Bomber konnten schon ab ihrem Start in Großbritannien verfolgt werden.

Kontrovers diskutiert wurde einmal im Stadtrat von Domazlice die mögliche Beseitigung des Grenzzauns rund um das Cerchov-Areal, das zu Zeiten des Kalten Krieges ein unüberwindbares Hindernis darstellte. Laut Informationen von Forstdiretkor Jan Benda wurde schließlich mehrheitlich beschlossen, dass der Zeit bleibt. Zum einen sollte er an die Zeit des Kalten Krieges erinnern, zum anderen könne durch den Zaun vermieden werden, dass die Besucher von allen möglichen Seiten auf das Gelände kommen. Jetzt könnten die Wanderer durch das eiserne Eingangstor entsprechend lokalisiert werden. Der Zaun stellt somit auch einen gewissen Schutz dar, auch wenn er an manchen Stellen bereits löchrig ist.

Unsere Bilder zeigen das Innere der Gebäude am Cerchov.

Am Čerchov darf nichts Neues gebaut werden

Ideen gab es schon viele, wie künftig das Areal des Čerchov aussehen könnte. Doch getan hat sich bislang fast nichts. Lediglich das Kohlendepot ist vor einigen Jahren verschwunden und mit diesem Material, das gebrochen wurde, konnten Wege im Bereich der Städtischen Wälder Domazlice zwischen Smrči/Fichtenfels und Na Zlomu/Sattelhütte ausgebessert werden, wovon auch die grenzüberschreitende Loipe profitiert hat. Der Touristikclub Domazlice hat den Aussichtsturm renoviert und einen Anbau an den so genannten Kurzturm geschaffen, in dem sich Wanderer aufhalten können. Ansonsten sind die meisten Gebäude in einem desolaten Zustand. Vielleicht kommt aber jetzt über die künftige Gestaltung des Čerchov-Areals endlich Bewegung.

Beim 2. Regionalforum des Aktionsbündnis Čerchov wurde jedenfalls kürzlich angedeutet, dass ein Konzept erarbeitet wurde, wie das Areal neu gestaltet werden könnte. Dazu sei es jedoch notwendig, auch die bestehende Infrastruktur zu verbessern. Es wurde darauf hingewiesen, dass heuer in der zweiten Saison an den Wochenenden im Zeitraum zwischen Anfang Juni und Ende September immer ein Bus zum Čerchov gefahren ist, was beibehalten werden soll. Bezüglich der Nutzung des Militärturms wurde die Idee vorgebracht, dort unter anderem eine Ausstellung zu etablieren zu den Themen „Kalter Krieg“ und „Luftwaffe“. Auf jeden Fall war man sich einig, dass man sich nach einer Umgestaltung des Areals mit einer besseren Bewerbung des Čerchov-Gebietes befassen müsse.

Bürgermeister Miroslav Mach nannte den Čerchov „ein Symbol der Region“. Nach seinem letzten Kenntnisstand sei die Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes jedoch von neuen Ideen für den Čerchov nicht begeistert. Diese wolle keine neuen Gebäude am Čerchov haben. Die Stadt Domazlice sei bemüht, die alten Gebäude von der Staatlichen Verwaltung zu bekommen Wenn dies gelinge, sollten die alten Gebäude auf dem Čerchov abgerissen werden, jedoch nicht der Aussichtsturm und der Militärturm. Mach informierte aber, dass die Stadt Domazlice bereits Eigentümer der Gebäude der ehemaligen Kaserne am Malinová Hora/Beerenfels sei. Es sei daran gedacht, dass die Bürger künftig von Capartice bis zum Malinová Hora fahren können. Dort sollen nach den Informationen von Mach Unterkünfte für zwei bis drei Waldarbeiter entstehen, die dann dort auch übernachten werden. Zum einen gebe es in diesem Bereich viel Arbeit für die Waldarbeiter, zum anderen solle die Anwesenheit der Waldarbeiter auch vor Vandalismus schützen, der im Nachbarland ebenfalls immer mehr um sich greift. So wurden beispielsweise aus den Gebäuden am Čerchov sowie am Malinová Hora schon der Großteil der Heizkörper gestohlen. Es sei daran gedacht, am Malinová Hora einen Ausgangspunkt für die Touristen zu schaffen und zwar im Sommer für die Radfahrer und im Winter für die Skilangläufer.

Ein Vertreter der Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes bestätigte, dass seine Behörde Neubauten auf dem Čerchov nicht genehmigen werde. Dies liege daran, dass man sich eben an die gesetzlichen Vorschriften, die dieses Gebiet betreffen, halten müsse. „Da können wir nicht viel tun“, so seine Erklärung. Es seien auch bereits Gespräche mit den Städtischen Wäldern von Domazlice geführt worden. Die Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes sei bereit, der Stadt Domazlice in höchstem Maße entgegen zu kommen, versicherte er. Bürgermeister Mach ergänzte später, dass sich die Stadt Domazlice mit dem Naturschutz inzwischen einig sei, wie die Projektidee am Čerchov und Malinová Hora weiter vorangebracht werden soll.

Eines ist jedoch klar: Der Abbruch der alten Gebäude wird eine kostspielige Angelegenheit. Nahezu alle Gebäude sind mit asbesthaltigen Eternitplatten versehen und nachdem mittlerweile auch im Nachbarland auf deren fachgerechte Entsorgung großer Wert gelegt wird, muss erst einmal abgewartet werden, ob dazu die Stadt Domazlice die entsprechenden finanziellen Mittel aufbringen kann. Der Abbruch der Gebäude würde auch bedeuten, dass das Bistro am Čerchov verschwindet. Čerchov-Kenner sind sich aber einig, dass es sicherlich noch eine Weile dauern wird, bis sich dort tatsächlich etwas tut.

Der Bericht mit Bildern aus der "Chamer Zeitung" vom 25. Oktober 2012 als Download unten.

Karl Reitmeier
Naturfreund

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