Leuchtturm der Menschlichkeit am 5. April 2008 eingeweiht

Der Tannenriegel, auf dem im Herbst der "Leuchtturm der Menschlichkeit" errichtet wurde, stellt für den Ideengeber und Glaskünstler Ralph Wenzel nicht zuletzt wegen der schönen Aussicht "ein Fenster zur Welt" dar. Dies verdeutlichte er bei der Einweihung dieses Projektes am Samstag, den 5. April 2008, zu der sich viele Besucher um den Tannenriegel versammelt hatten. Dabei verwies Wenzel auf die Notwendigkeit, "dass wir alle mehr Verständnis und Toleranz für unsere Mitmenschen aufbringen". Aus diesem Grunde sei auch dieser Turm in einer Aktion "Von Menschen - für Menschen" entstanden.
Eingangs der Feierlichkeiten hatte Ralph Wenzel neben den beiden Geistlichen Jürgen Bauer-Störch und Pfarrer Franz Baumgartner auch einige Ehrengäste begrüßt. So waren gekommen Bürgermeister Franz Löffler aus Waldmünchen, Bürgermeister Josef Christl aus Gleißenberg und der Leiter der Städtischen Wälder Domazlice, Forstdirektor Jan Benda. Einen besonderen Willkommensgruß entbot Wenzel auch den vielen freiwilligen Helfern sowie den Sponsoren, wobei er stellvertretend für alle Peter Kolbeck heraushob, der spontan zugesagt hatte, den gesamten Beton für das Projekt zu spenden. Danach habe sich eine gewisse Eigendynamik entwickelt, was den Ideengeber sehr freute.
Der Glaskünstler und Gibacht-Wirt ließ die Arbeiten vom Herbst 2007 noch einmal kurz Revue passieren. Diese hätten sich zwar als sehr schweißtreibendgestaltet, doch ein so herzliches und kameradschaftliches Verhältnis unter allen am Bau Beteiligten könne man nicht mit Geld bezahlen. Die Zufriedenheit jedes Einzelnen, wenn der Turm wieder ein Stück gewachsen sei, habe man spüren können. "Für mich persönlich war es ein ganz besonderer Moment, als das Gerüst abgebaut wurde und meine Idee das erste Mal in vollerGröße zu sehen war", bekannte Wenzel.
Der Glaskünstler verdeutlichte auch die Hintergründe für dieses Projekt. Für ihn ist es unverständlich, dass Religion und ethnische Herkunft dazu führen können, dass Menschen nicht mehr auf normale Art und Weise miteinander umgehen können. Oft würden Kriege aus religiösen Gründen stattfinden. Er habe mit diesem Turm ein Zeichen setzen wollen, in dem die drei großen monotheistischen Religionen miteinander vereint sind. Sowohl das Judentum, wie auch der christliche Glaube und der Islam würden auf den gleichen Grundtatsachen basieren. Es sei an der Zeit, dass zwischen diesen Religionen mehr Kommunikation stattfindet und somit eine Basis für gegenseitiges Verständnis und Toleranz entstehen könne. Wenzel verlas einen Satz, den ihm der Theologieprofessor Dr. Karl-Josef Kuschel von der Universität Tübingen geschrieben hat: "Alles, was hilft, zu einem besseren inneren Verstehen von Menschen der drei abrahamischen Religionen beizutragen, ist willkommen." Aus den Reaktionen von bisherigen Besuchern hat Wenzel entnommen, "dass ich mein Ziel erreicht habe". Die Menschen sollten sich darüber Gedanken machen,dass wir alle auf einer Welt leben und alle zufrieden sein möchten".
Bürgermeister Josef Christl aus Gleißenberg verwies darauf, dass der "Leuchtturm der Menschlichkeit" auf Gleißenberger Gemeindegebiet steht und damit begründete er es auch, warum er ein Grußwort sprechen dürfe. Mit diesem Projekt sei eine weitere Aufwertung für den Fremdenverkehr erfolgt, wie schon mit dem Gläsernen Kreuz. Er sprach von einer großartigen Leistung und dankte Ralph Wenzel für die Idee. Sein Dank richtete sich aber auch an die Bayerischen Staatsforsten für die Erlaubnis, dieses Projekt hier verwirklichen zu dürfen. Christl wünschte sich, dass viele Urlauber aber auch Einheimische dieses Werk anschauen.
Den beiden Geistlichen Jürgen Bauer-Störch und Pfarrer Franz Baumgartner war es dann vorbehalten, dem beeindruckenden Bauwerk den christlichen Segen zu geben. Über deren Worte berichten wir an anderer Stelle. Treffend zum Sinn und Zweck dieses Projektes trug Gudrun Linn aus Gleißenberg das von ihr verfasste Gedicht "Menschlichkeit" vor, das wir ebenfalls nachstehend veröffentlichen.

Fingerzeig Gottes gesehen
Geistliche gaben Projekt den kirchlichen Segen
"Da muss man schon standfest sein", meinte Pfarrer Franz Baumgartner scherzhaft, als er vor dem "Leuchtturm der Menschlichkeit" stand. Er sah in diesem Projekt "einen Fingerzeig Gottes nach oben". Unten sei die Weltscheibe, dann folge die Mondscheibe (der Islam), das Kreuzzeichen und schließlich der Davidstern und damit die drei großen Religionen. Das Kreuzzeichen und damit das Christentum verbinde die beiden Religionen.
Baumgartner verwies darauf, dass der christliche Glaube aus dem Judentum komme. Jahre später sei der Islam auf der Weltbühne aufgetreten. Auf der Weltkugel würden die drei Religionen ruhen. "Von Gott kommt die Welt", so der Geistliche. Diesem Fingerzeig Gottes, den Ralph Wenzel so einmalig dargestellt habe, solle der Segen gegeben werden, und zwar der Segen aller Religionen.
Der evangelische Pfarrer Jürgen Bauer-Störch hatte ein Wort aus der Bergpredigt ausgesucht: "Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes heißen". Wenn nun der "Leuchtturm der Menschlichkeit" am Tannenriegel ökumenisch eingeweiht werde, dann hat für Bauer-Störch diese Seligpreisung eine ganz konkrete Form und Gestalt angenommen. Wörtlich übersetzt müsste man seiner Meinung nach sogar sagen: "Selig sind die Friedensstifter". Natürlich garantiere dieser "Leuchtturm der Menschlichkeit" noch nicht den Frieden in der Welt. Es sei aber ein guter Gedenk-, wenn auch für manchen ein Stolperstein, weil der Bogen weit über den christlichen Glauben hinaus geschlagen werde zu den beiden anderen großen Religionen Judentum und Islam.
Als eines der Grundanliegen der drei großen Religionen stellte es der Geistliche heraus, Frieden zu verbreiten und für Verständigung einzutreten. Natürlich würden einem da sofort Beispiele einfallen, wie Religionen gerade das Gegenteil davon gemacht haben, nämlich über aggressives und militantes Verhalten Glauben weiterzugeben. Man müsse zugeben, dass die eigene christliche Geschichte nicht frei davon sei. Derzeit gebärde sich leider der militante Islam in dieser unseligen Richtung. Es solle aber nicht hinwegtäuschen, dass auch im Islam der Keim zum Frieden steckt. Im "Leuchtturm der Menschlichkeit" sah Pfarrer Jürgen Bauer-Störch "ein sehr schönes Symbol für diese große völkerumspannende Aufgabe, dass wir für Frieden aktiv eintreten und diesen bewahren". Dass die Baumaterialien aus verschiedenen Teilen der Welt kommen, verstärkt für Bauer- Störch nur den Gedanken, "dass wir alle Teil der einen Menschheitsfamilie sind".

Karl Reitmeier

Karl Reitmeier
Naturfreund

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