Geschichtliches über den Gibacht

In den Plansammlungen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs befinden sich eine Reihe von alten Karten und Landtafeln, beginnend ab dem Jahre 1514, die das bayerisch-pfälzisch-böhmische Grenzgebiet zeigen. Auf einer kolorierten Federzeichnung aus dem Jahre 1581 ist etwa in der Mitte des Bergstocks hinter dem Reiseck ein markanter, aufstehender Felsen zu erkennen, der wohl der heutige Kreuzfelsen sein dürfte.

In den Erstvermessungsplänen der Königreiches Bayern aus dem Jahre 1832 ist ober-halb des ursprünglichen Glashüttendorfes Althütte bereits der Ort „Gibacht“ eingetragen. In der Hauschronik der Freiherren Voith von Voithenberg, deren Besitz sich von Herzogau bei Waldmünchen bis an die Stadtgrenze von Furth im Wald erstreckt, wird im Jahre 1895 ein Forsthaus am Gibacht erwähnt. Am 30. Januar 1910 erhält das heute noch bestehende Anwesen die Konzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft.

Nachdem kein Hinweis vorliegt, dass der Name „Gibacht“ vom Grundbesitzer eingeführt wurde, ist von einer Entstehung durch den Volksmund auszugehen. Die Leute sollten damit auf die nahe Grenze zu Böhmen aufmerksam gemacht werden. Mit der Zeit hat sich die Namensgebung „Gibacht“ schließlich auf den gesamten Bergzug übertragen, dessen einzelne Erhebungen zwar schon Namen wie Riegelbaum oder Reiseck hatten, denen aber bis dahin eine einheitliche gipfelübergreifende Bezeichnung fehlte.

In den Nachkriegsjahren und in der Zeit des Eisernen Vorhangs war der Gibacht nur vom Westen her erreichbar. Nach der friedlichen Revolution im Nachbarland Tschechien wurden bereits anfangs 1990 Kontakte zum Tschechischen Touristenklub, Ortsverein Domažlice (Taus) aufgenommen und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit vereinbart. Nach einem gemeinsamen Konzept erfolgte dann die Erneuerung der alten Wanderwege und ihre Verbindung über die Grenze hinweg. Damit sind nun sowohl der Gibacht als auch der Čerchov für die Touristen von beiden Seiten der deutsch-tschechischen Grenze wieder frei zugänglich.

Naturpark Oberer Bayerischer Wald
Wege-Patenschaft: Bergwacht Furth im Wald
Text: Franz Thurner

Reiseck war schon früher ein Aussichtspunkt

Alte Fotos aus den Sammlungen von Helmut Hörmann und Hansjörg Schneider liefern den Beweis

Das Reiseck hat eigentlich erst in letzter Zeit wieder durch die Errichtung des Glaskreuzes durch Ralph Wenzel einen hohen Bekanntheitsgrad bei den Wanderern erreicht. Doch das Reiseck hatte schon früher eine enorme Bedeutung als Aussichtspunkt. Hansjörg Schneider hatte in seinem Archiv eine Aufnahme mit einem Aussichtsturm gefunden, die er jedoch nicht so recht zuordnen konnte. Er stellte sich aber die Frage: "Sollte er vielleicht am Reiseck gestanden haben"?


So haben wir bei Further Wanderexperten weiter nachgefragt und sind schließlich beim Ehrenbereitschaftsleiter der Further Bergwacht, Helmut Hörmann, gelandet und damit auf einen Experten gestoßen. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Felsenformation eindeutig auf den Platz verweist, auf dem sich nun das Glaskreuz befindet. Von diesem Platz bietet sich ja nun wieder ein gigantischer Ausblick nach Furth im Wald sowie zum Hohenbogen und zum Arber.


Helmut Hörmann fand in seinem Fotoarchiv sogar eine weitere interessante Aufnahme mit diesem Turm, der noch hinter stark verschneiten Bäumen zu erkennen ist. Auf dem Bild ist rechts unten ein Skifahrer zu sehen. Vor diesem stehen in den Schnee gesteckte Skier. Beide Aufnahmen dürften wohl um das Jahr 1905 entstanden sein. Es wird angenommen, dass dieser Turm einige Jahre später entweder entfernt wurde, oder, nachdem der Turm zugewachsen war, schließlich in sich selbst zusammengefallen war.


Der Ehrenbereitschaftsleiter hat aber noch zwei weitere bemerkenswerte Fotos in seinem Bilder-Fundus entdeckt. Diese Bilder zeigen einen großen Holzturm, der ebenfalls auf dem Reiseck gestanden ist, jedoch nicht in dem Bereich, wo sich nun das Glaskreuz befindet. Wenn man vom Gibacht kommend zum Glaskreuz marschiert, dann kommt man oben zunächst auf eine Ebene (Hörmann nennt es einen "Schopf"), bevor der Weg dann linker Hand etwa rund 100 Meter zum Standplatz des Glaskreuzes führt. Auf der rechten Seite dieses "Schopfes" (Felsen ragen dort heraus) soll dieser 25 bis 30 Meter hohe Turm gestanden sein, der ebenfalls schon kurz nach der Jahrhundertwende (wohl 1908) errichtet wurde.

Hörmann erinnert sich, dass er diesen Turm das erste Mal im Jahre 1939 als damals Elfjähriger gesehen hat. Zwei bis drei Jahre später sei der Turm jedoch abgerissen worden, nachdem zuletzt schon an der ersten Leiter ein dort festgemachtes Brett eine Besteigung des Turms aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubte. Die Aufnahme zeigt jedoch, dass der Turm früher bestiegen werden konnte und es dürfte sich von dort ein herrlicher Rundblick nach Cham sowie die Berge des Bayerwaldes und Böhmerwaldes geboten haben. Eine Bestätigung für den Standplatz dieses Turms hat Helmut Hörmann inzwischen auf einer alten colorierten Ansichtskarte (aus der Vogelperspektive) entdeckt, die 1909 vom Max Wagner-Verlag herausgegeben wurde und die 1911 auch postalisch gelaufen ist.


Helmut Hörmann freut sich, dass mit dem "Leuchtturm der Menschlichkeit" am Tannenriegel ein weiterer Aussichtspunkt in der Nähe des Reisecks entstanden ist. Von dort hatte er bei guter Sicht schon früher die Aussicht zum Brotjacklriegel und zum Ochsenkopf-Turm genossen.


Nur wenige Further Bürger werden noch wissen, dass Helmut Hörmann die Erschließung der Wanderwege immer ein großes Anliegen war. Der Felsensteig zum Reiseck wurde beispielsweise von ihm angelegt. "Da hatte ich noch Elan",sagt er heute bescheiden, denn die Arbeiten waren schon beschwerlich. Er hatte sich dazu einen Seilzug angeschafft. Dieser wurde an einem Baum befestigt und damit hat er dann die großen Steine herangezogen und schließlich mit Muskelkraft den Felsensteig geschaffen, der über den Wanderparkplatz Reiseck zu erreichen ist. Dieser Felsensteig hat nach der Errichtung des Glaskreuzes nun noch eine höhere Bedeutung erfahren. Und Hörmann freut sich, dass dieser Steig nun sehr gut angenommen wird.


Am Eingang zu diesem Felsensteig steht das Reiseck-Brünnl. Dabei handelt es sich um eine kleine Mauer mit einem Rohr, aus dem Wasser fließt. Hörmann erinnert sich, dass er damals einen Kubikmeter Kies vom Wanderparkplatz Reiseck aus in einer so genannten "Krax'n" an diesen Platz transportiert und dort verarbeitet hat.


Heute geht der Wanderer gerne an diesem Platz vorbei und das Wasser bietet ihm eine willkommene Erfrischung.

Karl Reitmeier

Diese Aufnahme aus dem Archiv von Hansjörg Schneider lieferte den Beweis. Auf dem jetzigen Standplatz des Glaskreuzes stand früher ein Aussichtsturm.

Karl Reitmeier
Naturfreund

93449 Waldmünchen, Lengau 16
Telefon: 09972/3174
Mobil: 0170/2150475
E-Mail: k.reitmeier@t-online.de

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